Wer bewertet die besten Weine?
Die Welt der Weinkritiker

Immer wieder findet man neben bekannten Weinen Punktebewertungen verschiedener Journalisten, Weinexperten oder Fachzeitschriften. Doch was macht diese Bewertungen aus?
Die Welt der Weinkritiker
In der Welt des Weins spielen Kritiker eine nicht zu unterschätzende Rolle. Sie bewerten Weine, geben Orientierung und schaffen es manchmal sogar, den Wert eines Tropfens erheblich zu steigern. Ihre Bewertungen sind dabei alles andere als einheitlich. Je nach System und Persönlichkeit des Kritikers können die Ergebnisse stark variieren – ein Umstand, der sowohl Segen als auch Fluch für Winzer und Genießer ist.
Während einige Kritiker mit ihrer Expertise die Entdeckung neuer Weine fördern, sind andere nicht unumstritten. Teilweise wird ihnen vorgeworfen, subjektiv oder gar voreingenommen zu sein. Dennoch bleiben ihre Bewertungen ein bedeutender Faktor, insbesondere auf dem internationalen Weinmarkt.
Die drei großen Namen: Robert Parker, Wine Spectator und James Suckling
Robert Parker und „The Wine Advocate“
Robert Parker ist wohl der einflussreichste Weinkritiker der Welt. Sein 100-Punkte-System, das 1978 eingeführt wurde, setzt auf klare Strukturen: Geschmack, Struktur, Langlebigkeit und Alterungspotenzial zählen zu den bewerteten Kriterien. Weine mit einer Bewertung über 90 Punkten gelten als ausgezeichnet. Sein Einfluss ist so groß, dass ein hoher „Parker-Score“ den Preis eines Weins deutlich steigern kann. Allerdings wird Parker auch oft vorgeworfen, Weine mit kräftigen Aromen und viel Holz zu bevorzugen, was nicht jedermanns Geschmack ist.
Wusstest du schon? Gerüchten zufolge hatte Robert Parker seine Nase für $1.000.000 versichert.
Wine Spectator
Das Magazin „Wine Spectator“ hat sich ebenfalls als Autorität etabliert. Hier bewertet ein Expertenteam Weine nach einem ähnlichen Punktesystem wie Parker. Besonderer Fokus liegt auf der Vielfalt: Von günstigen Tropfen bis zu Premium-Weinen deckt das Spektrum alles ab. Jährlich veröffentlicht das Magazin die „Top 100“-Liste, eine wichtige Orientierungshilfe für Weinliebhaber weltweit.
James Suckling
James Suckling, einst Chefredakteur des „Wine Spectator“, hat sich mit seinem eigenen Portal einen Namen gemacht. Sein Stil ist unkompliziert, und er setzt auf prägnante Bewertungen. Wie Parker nutzt auch Suckling die 100-Punkte-Skala. Seine Vorliebe für Weine mit intensiven Fruchtaromen und ausgeprägter Säure ist dabei unverkennbar.
Wusstest du schon? Angeblich verkostet James Suckling jährlich mehr als 25.000 Weine.
Europäische Klassiker: Gault Millau, Falstaff und Gambero Rosso
Gault Millau
Gault Millau, ursprünglich in Frankreich als Restaurantführer bekannt, hat seine Bedeutung im Bereich der Weinkritik stetig erweitert. Mit seinem 20-Punkte-System setzt er Maßstäbe für Präzision und Anspruch. Bereits ab 15 Punkten wird ein Wein als außergewöhnlich betrachtet, und ab 18 Punkten gilt er als Weltklasse. In Deutschland hat sich der Gault Millau fest etabliert und widmet sich besonders detailliert der Analyse deutscher Weingüter. Jährlich zeichnet er herausragende Winzer und Kollektionen aus, was ihm eine gewisse Autorität in der deutschen Weinszene verschafft. Seine Kritiken schätzen sowohl Fachleute als auch Laien, da sie eine tolle Balance zwischen regionaler Identität und internationaler Vergleichbarkeit bieten.
Falstaff
Das österreichische Magazin Falstaff hat sich von einem nationalen Magazin zu einer international angesehenen Publikation entwickelt. Was in Österreich begann ist inzwischen vor allem auch in Deutschland, der Schweiz und seit kurzem in Italien und darüber hinaus bekannt. Der Wein Guide von Falstaff bietet eine interessante Perspektive. Die Bewertung erfolgt mit der weltweit etablierten 100-Punkte-Skala. Der Guide legt Wert auf Vielfalt und Innovation und entdeckt oft kleinere Weingüter, die mit besonderen Ansätzen überzeugen. Sein jährlicher Weinguide hebt sich durch thematische Schwerpunkte hervor, etwa die Würdigung von weniger bekannten Rebsorten oder Weinregionen, die oftmals erst am Anfang ihres Erfolgs stehen.
Gambero Rosso
Italien glänzt mit seinem Gambero Rosso, der seit Jahrzehnten das Herzstück der italienischen Weinkritik bildet. Mit seinem schlichten, aber wirkungsvollen Bewertungssystem – ein bis drei Gläser – hebt er Weine von außergewöhnlicher Qualität hervor. Drei Gläser gelten als höchste Auszeichnung und sind ein Synonym für Exzellenz. Besonders charmant ist die Tatsache, dass der Gambero Rosso nicht nur Spitzenweine, sondern auch erschwingliche Juwelen ehrt, etwa Drei-Gläser-Weine, die für unter 15 Euro erhältlich sind. Jahr für Jahr wird der Weinführer vollständig überarbeitet und bietet in jeder Ausgabe einen frischen Überblick über mehr als 20.000 Weine. Er schätzt nicht nur die großen Namen, sondern auch regionale Spezialitäten und nachhaltig produzierte Weine.
Kritiker und Genuss: Freunde oder Feinde?
Obwohl Kritiker eine wichtige Rolle spielen, bleibt Wein Geschmackssache. Ein humorvoller Ansatz: Der beste Kritiker bleibt der eigene Gaumen. Probieren, genießen und experimentieren – das sind die wahren Freuden des Weintrinkens.
Cheers! 🍷