Glühwein – heiß begehrt seit Jahrhunderten
Was wäre Weihnachten ohne Glühwein?

Glühwein ist aus der kalten Jahreszeit kaum wegzudenken. Auf Weihnachtsmärkten zieht sein Duft nach Zimt, Nelken und Orangenschalen die Menschen magisch an. Doch so sehr er für viele ein Symbol der Gemütlichkeit ist, sorgt er auch immer wieder für Diskussionen. Was genau steckt hinter dem winterlichen Klassiker, und warum wird er von manchen Weinliebhabern kritisch beäugt?
Was ist Glühwein eigentlich genau?
Per Definition ist Glühwein ist ein heißes Getränk auf Weinbasis, das mit Zucker und winterlichen Gewürzen wie Zimt, Nelken, Sternanis und Zitrusfrüchten aromatisiert wird. Dabei schreibt das Gesetz klare Regeln vor. In Deutschland etwa darf Glühwein darf nur aus Wein hergestellt werden - ohne Zusätze wie Schnaps, Liköre oder Farbstoffe. Ebenso wenig darf mit Wasser gestreckt werden. Der Alkoholgehalt muss hingegen zwischen 7 Vol.-% und 14,5 Vol.-% liegen.
Die Tradition des gewürzten Weins reicht übrigens bis in die Antike zurück. Schon die Römer genossen Conditum Paradoxum, einen Wein, der mit Honig und exotischen Gewürzen verfeinert wurde. Diese Idee überdauerte die Jahrhunderte und entwickelte sich schließlich zum Glühwein, wie wir ihn heute kennen. In Italien wird er als Vin Brûlé bezeichnet, was „verbrannter Wein“ bedeutet – eine weniger charmante, aber zutreffende Beschreibung der Erhitzung mit Gewürzen.
Glühwein muss nicht zwingend rot sein
Traditionell wird Glühwein aus Rotwein zubereitet. Besonders geeignet sind vollmundige, fruchtbetonte Sorten wie etwa Merlot. Rebsorten mit diesem Charakter harmonieren nämlich gut mit den kräftigen Gewürzen. In den vergangenen Jahren hat jedoch weißer Glühwein an Popularität gewonnen, besonders in Österreich. Hier kommen oft säurebetonte Sorten wie Riesling, Müller-Thurgau oder Grüner Veltliner zum Einsatz, die den Aromen von Zitrusfrüchten und Gewürzen eine frische Note verleihen.
Regionale Vorlieben spielen beim Glühwein auch eine Rolle. In Südtirol oder dem Trentino wird etwa häufig Lagrein verwendet, während in der Emilia-Romagna Sangiovese als Basis dient – ein Wein, der mit seinem kräftigen Charakter gut zu den Gewürzen passt.
Ganz gleich ob Rot oder Weiß, eines ist sicher: Die Qualität des Grundweins macht den Unterschied. Hochwertige Weine sorgen für ein harmonisches Gesamtbild, während billige Massenware oft zu sauren oder unausgewogenen Ergebnissen führt.
Achtung: nur nicht zu heiß!
Ein häufiger Fehler bei der Zubereitung von Glühwein ist die Überhitzung. Die ideale Temperatur liegt zwischen 70 und 78 Grad Celsius – heiß genug, um die Aromen zu entfalten, aber nicht so heiß, dass der Alkohol verdampft.
Wird der Glühwein zu stark erhitzt, verliert er nicht nur an Geschmack, sondern auch an Wirkung. Wer den Glühwein selbst zubereitet, sollte ihn langsam erwärmen und regelmäßig umrühren. Besonders praktisch sind Geräte mit präziser Temperaturkontrolle, um die perfekte Serviertemperatur zu halten.
Kritik am Glühwein – Zu viel Zucker, zu viel Pulver
So beliebt Glühwein ist, er hat auch seine Schattenseiten. Viele Weinliebhaber kritisieren, dass die feinen Nuancen des Weins durch Zucker und Gewürze überdeckt werden. Besonders Fertigprodukte, die häufig auf Weihnachtsmärkten oder im Handel angeboten werden, sind in der Kritik: Sie enthalten oft künstliche Aromen, übermäßig viel Zucker und manchmal auch billige Gewürzpulver. Ein weiteres Problem: Einige Hersteller setzen stark auf Massenproduktion, bei der der Grundwein kaum noch zu schmecken ist. Die Folge sind oft überzuckerte Getränke, die wenig mit dem ursprünglichen Weingenuss gemein haben.
Diese Gewürzmischungen, die einfach in den Wein eingerührt werden, sparen zwar Zeit und Geld in der Zubereitung, mindern jedoch die Qualität des Glühweins erheblich. Frische Gewürze wie Zimtstangen, Nelken oder Orangenschalen sind hier die deutlich bessere Wahl. Wer die Gewürze selbst dosiert, kann zudem die Balance zwischen Süße und Würze besser kontrollieren.
Zwischen Tradition und Genuss
Glühwein ist ein Getränk mit langer Geschichte und vielseitigem Charakter. Von den Römern bis zu den modernen Weihnachtsmärkten hat er seine Popularität über Jahrhunderte bewahrt, wenn nicht sogar einen Kultstatus erreicht. Richtig zubereitet, mit hochwertigem Wein und frischen Gewürzen, kann er weit mehr als nur ein „Zuckerwein“ sein.
Ob Rot oder Weiß – Glühwein bringt uns in der kalten Jahreszeit nicht nur Wärme, sondern auch den Geschmack von Weihnachten ins Glas. Und auch wenn er nicht jedermanns Sache ist, bleibt er ein unverzichtbarer Teil der winterlichen Kultur.
Cheers! 🍷