Wenn der Jahrgang den Unterschied macht
Was bedeutet Millésime?

Der Begriff Millésime mag für viele nach einem Fachausdruck klingen, doch dahinter verbirgt sich ein faszinierendes Konzept: ein Jahrgangswein, der die Einzigartigkeit eines bestimmten Jahres einfängt. Vor allem beim Champagner, aber auch bei anderen Schaumweinen, hat Millésime einen besonderen Stellenwert. Doch was genau bedeutet das?
Was bedeutet Millésime?
Der Begriff Millésime stammt aus dem Französischen und bedeutet schlicht „Jahrgang“. Er bezeichnet einen Schaumwein, der ausschließlich aus den Trauben eines bestimmten Erntejahres hergestellt wird. Anders als beim Non Millésimé – der aus einer Mischung mehrerer Jahrgänge entsteht – spiegelt ein Millésime die klimatischen und geologischen Bedingungen eines einzigen Jahres wider. Besonders in der französischen Weinregion Champagne spielt der Begriff eine bedeutende Rolle.
Solche Jahrgangschampagner entstehen jedoch nicht jedes Jahr, sondern nur unter außergewöhnlichen Bedingungen.
Wann wird ein Millésime-Champagner produziert?
In der Champagne müssen mehrere Kriterien erfüllt sein, damit ein Jahrgang als Millésime deklariert wird. Dazu zählen unter anderem folgende drei Punkte:
- Außergewöhnliche klimatische Bedingungen
- Entscheidung des Kellermeisters
- Begrenzte Produktion
Damit ein Millésime zustande kommt, muss das jeweilige Jahr eine optimale Reifung der Trauben ermöglichen – mit einer Balance aus Säure und Zuckergehalt. Frost, Hagel oder Regen zur falschen Zeit können den gesamten Jahrgang gefährden.
Die Entscheidung, ob ein Jahrgang es „verdient“, als Millésime abgefüllt zu werden, liegt in der Hand des Kellermeisters. Oft stimmen die Winzer eines Hauses auch intern darüber ab oder es entscheidet eine Gruppe von Experten. In allen Fällen müssen die Millésime laut EU-Verordnung mindestens 85% des entsprechenden Jahrgangs enthalten. Die französische CIVC (Comité Interprofessionnel du Vin de Champagne) hat diesen Prozentsatz sogar auf 100% angehoben.
Auch interessant: Selbst in einem Millésime -Jahrgang wird nur ein Teil der Ernte für Jahrgangschampagner verwendet. Der Großteil der Trauben wird weiterhin für Non Millésimé Champagner genutzt, da diese die Basis für den konstanten Stil des Hauses bilden.
Was macht Millésime-Champagner so besonders?
Ein Jahrgang bzw. ein Millésime wird nicht jedes Jahr ausgerufen. Er bleibt jenen besonderen Erntejahren vorbehalten, in denen die Trauben herausragende Qualität und Reife erreichen. Das macht Jahrgangschampagner seltener und oft auch prestigeträchtiger.
Ein Millésime-Champagner repräsentiert die Identität und Einzigartigkeit seines Jahres. Dies spiegelt sich im Geschmack wider:
- Komplexität: Jahrgangschampagner zeichnen sich durch tiefere Aromen und eine ausgeprägte Struktur aus.
- Individuelle Stilistik: Jede Flasche ist eine Zeitkapsel, die die Bedingungen des jeweiligen Jahres widerspiegelt – sei es ein heißer, trockener Sommer oder ein kühler, regenreicher Herbst.
- Höheres Reifepotenzial: Aufgrund ihrer Konzentration und Struktur sind Millésime-Champagner oft besser lagerfähig als ihre Non Millésimé Pendants.
Non Millésimé: Die Konstante in der Welt des Champagners
Während ein Millésime die Ausnahme darstellt, bildet der Non Millésimé das Rückgrat der Champagnerproduktion. Non Millésimé, auch Sans Année genannt, wird aus Grundweinen verschiedener Jahrgänge komponiert. Der Fokus liegt hier auf Konsistenz: unabhängig von Wetterbedingungen oder Traubenqualität eines bestimmten Jahres soll der Geschmack dem typischen Stil des Hauses entsprechen.
Wie funktioniert das?
- Kellermeister mischen Weine aus mehreren Jahrgängen, oft ergänzt durch sogenannte Vins de Réserve, also Reserveweine aus früheren Ernten.
- Diese Reserveweine können 5 bis 10 Jahre alt sein und verleihen dem Champagner zusätzliche Komplexität und Tiefe.
- Ziel ist es, einen harmonischen, vielseitigen Wein zu schaffen, der stets den Erwartungen der Kunden entspricht.
Millésime nur für Champagner?
Obwohl der Begriff Millésime eng mit Champagner verbunden ist, wird er auch bei anderen Schaumweinen verwendet. In Italien spricht man beispielsweise von Millésimato, wenn ein Jahrgangs-Prosecco oder Franciacorta zum Großteil aus den Trauben einer einzigen Ernte stammt. Auch spanische Cavas oder deutsche Sekte können Jahrgangsweine sein.
Allerdings gibt es Unterschiede: Während in der Champagne streng geregelt ist, wann ein Jahrgang ausgerufen werden darf, sind die Kriterien bei anderen Schaumweinregionen oft weniger streng. Dennoch bleibt die Idee dieselbe: Jahrgangsweine repräsentieren ein besonderes Jahr, sowohl im Glas als auch im Charakter.
Warum ist das Thema bedeutend?
Für Weinliebhaber bietet das Verständnis von Millésime eine Möglichkeit, die Welt des Champagners tiefer zu erkunden. Es eröffnet die Chance, die Vielfalt einzelner Jahrgänge zu erleben und zu verstehen, wie Klima, Terroir und Handwerkskunst zusammenwirken. Gleichzeitig ist Millésime ein Verkaufsargument: Jahrgangschampagner gelten als besonders hochwertig und werden oft als Prestigeprodukte vermarktet.
Der Begriff Millésime mag simpel erscheinen, doch er steht für die Essenz eines außergewöhnlichen Jahres. Jeder Millésime erzählt seine eigene Geschichte.
Cheers! 🍷