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Eine alkoholfreie Zukunft

Wie schmeckt alkoholfreier Wein?

Eine alkoholfreie Zukunft

Während die globale Weinproduktion stetig wächst, sinkt der Konsum. Die Zahlen sprechen für sich: In den Ländern mit dem höchsten Pro-Kopf-Verbrauch von Wein – darunter sind auch Italien, Österreich, Deutschland und die Schweiz – zeichnet sich ein klarer Abwärtstrend ab. Zwischen 2022 und 2023 ist der Konsum in allen Nationen spürbar zurückgegangen. Dieses Phänomen verdeutlicht, wie stark sich die Trinkgewohnheiten auch in den traditionell weinaffinen Ländern verändern.

Ein Bereich, der besonders zunehmend an Bedeutung gewinnt, ist der alkoholfreie Wein.

Was passiert auf dem Markt?

Alkoholfreie Weine sind längst keine Randerscheinung mehr, sondern ein wachsender Markt mit großem Potenzial. Eine 2023 von Aretè durchgeführte Studie zeigt, dass dieser Markt trotz seiner derzeitigen Nische stark wächst – mit einer durchschnittlichen Rate von 18% in den letzten zwei Jahren. Der europäische Markt für alkoholfreie Getränke erreicht inzwischen ein Volumen von 7,5 Milliarden Euro, wobei entalkoholisierter Wein 322 Millionen Euro ausmacht.

In Italien ist der Markt zwar noch klein, mit einem Umsatz von 30 Millionen Euro, doch eine jährliche Wachstumsrate von über 20% wird prognostiziert. Gesundheitsbewusstsein und veränderte Konsumgewohnheiten treiben diesen Trend an, der sich zunehmend in den Weinkarten etablieren könnte.

Kein Alkohol, kein Wein?

Die rechtliche Einordnung alkoholfreier Weine ist entscheidend für ihre Akzeptanz auf dem Markt.

In Deutschland dürfen alkoholfreie Getränke maximal 0,5% Alkohol enthalten, um als alkoholfrei zu gelten. In Italien durfte ein Getränk sogar nur „Wein“ genannt werden, wenn es mindestens 9 Volumenprozent Alkohol enthält. Ab 1. Dezember 2023 gelten jedoch konkrete Bestimmungen der EU: Dealkoholisierter Wein darf offiziell und legal als Wein bezeichnet werden. In Italien spricht man von "vino dealcolato/dealcolizzato" oder "vino parzialmente dealcolato".

Es gilt also Vorsicht, denn dealkoholisierter Wein muss nicht zwingend bedeuten, dass ein Wein wirklich alkoholfrei (0,00%) ist.

Der Unterschied zum Traubensaft

Alkoholfreier Wein wirft oft Fragen und Zweifel auf. Insbesondere, ob es denn wirklich Wein sei oder einfach nur Traubensaft? Die Antwort darauf findet man in der Herstellung und im geschmacklichen Anspruch.

Anders als Traubensaft durchläuft alkoholfreier Wein den vollständigen Gär- und Reifeprozess eines herkömmlichen Weins, bevor der Alkohol schlussendlich durch spezielle Verfahren entzogen wird. Dadurch sollen die komplexen Aromen und Bouquetnoten möglichst erhalten bleiben.

Das gängigste Verfahren zur Entalkoholisierung von Wein ist die Vakuumdestillation. Dabei wird der Wein in einem Vakuum schonend erhitzt, wodurch der Siedepunkt von Alkohol auf unter 30 °C sinkt. So wird der Alkohol entfernt, möglichst ohne die empfindlichen Aromen und Duftstoffe des Weins zu zerstören. Um die Qualität weiter zu sichern, werden diese Aromastoffe nach dem Prozess häufig wieder hinzugefügt.

Ein Nachteil des Verfahrens ist der Flüssigkeitsverlust: Durch die Entalkoholisierung gehen etwa 15% der Gesamtmenge verloren. Dennoch hat die Technologie in den letzten Jahren große Fortschritte gemacht.

Hinweis: Das Tiroler Start-up VINtech arbeitet und experimentiert an Verfahren, um Aromen in dealkoholisierten Weinen besser zu erhalten und höchste Qualität garantieren.

Kann alkoholfreier Wein geschmacklich überzeugen?

Der Geschmack bleibt ein zentraler Kritikpunkt an alkoholfreiem Wein, da Alkohol als wichtiger Geschmacksträger Fülle, Struktur und Tiefe verleiht. Um den Verlust auszugleichen, werden besonders gerne aromatische Rebsorten wie Riesling verwendet, die durch ihre intensiven Frucht- und Säurenoten punkten. Häufig enthalten alkoholfreie Weine mehr Restzucker, was sie süßer und weniger komplex wirken lässt – ein Kompromiss, der nicht jedem schmeckt.

Es braucht die Bereitschaft und vor allem die Offenheit dazu, sich auf die neuen Geschmackserlebnisse der alkoholfreien Weine einzulassen und passende Weine für die Ergänzung einer Weinkarte zu finden.

Ein Trend mit Potenzial

Das Thema alkoholfreie Weine ist eine Bewegung, die sich nach und nach auch in den Weinkarten beobachten lässt.

Obwohl die dealkoholisierten Weine derzeit einen geringen Marktanteil haben, sollten sie nicht ignoriert werden. Schließlich gibt es viele Zielgruppen, die alkoholfreie Alternativen aus unterschiedlichsten Gründen schätzen - sei es aus religiösen Gründen,, persönlicher Einstellung oder etwa, dass noch Autogefahren werden muss. Alkoholfreier Wein kann für jede Weinkarte eine spannende Ergänzung sein.

Cheers! 🍷