Wann startet die Weinlese?

Die Weinlese ist einer der wichtigsten Momente im Jahr eines Winzers. Der ideale Zeitpunkt für die Weinlese hängt dabei von unterschiedlichen Faktoren ab.

Weinlese oder „Wimmen“?

In Südtirol spricht man traditionell nicht von der „Weinlese“, sondern vom „Wimmen“. Dieser Begriff leitet sich aus dem Dialekt ab und beschreibt das Ernten der Trauben. Besonders wichtig ist der Begriff „Handlese“ in Südtirol. Während in anderen Regionen und Ländern oft auf die schnellere Maschinenlese gesetzt wird, bleiben die Weinbauern in Südtirol der Tradition treu.

Es wird weiterhin von Hand gelesen, um die bestmögliche Qualität zu gewährleisten. Dabei werden die reifen Trauben mit einer Rebschere vom Stiel geschnitten, in Körben gesammelt und in den Keller zur Vinifikation gebracht. Weiters spricht man in Südtirol nicht von Winzern, sondern von „Weinbauern“.

Wann wird gewimmt?

Der ideale Zeitpunkt für die Weinlese bzw. das Wimmen ist von verschiedenen Faktoren abhängig - etwa von der Rebsorte oder der Witterung. Die Weinlese findet aber immer im Herbst statt. Südlich des Äquators, zum Beispiel in Australien oder Südafrika, wird von Ende Januar bis in den April gelesen - eben weil dort in diesen Monaten Herbst ist. Im warmen Südeuropa beginnt die Weinlese bereits im August - in Mitteleuropa kann sie sich bis in den November ziehen. In Südtirol startet das Wimmen grundsätzlich mit Mitte September. Winzer, also die Südtiroler Weinbauern, achten in diesen Wochen besonders auf die Witterung, um möglichst die Vollreife der Trauben zu erreichen.

Vollreife bezeichnet den Zeitpunkt, an dem eine Weintraube ihren optimalen Reifegrad erreicht hat und die ideale Balance aus Süße, Säure und Aromen entwickelt hat. In der Vollreife haben sich alle geschmacklichen Komponenten der Trauben so entwickelt, dass sie die besten Voraussetzungen für die Weinherstellung bieten. Werden die Trauben zu früh gelesen, haben sie zu wenig Zucker und sind zu sauer. Werden sie hingegen zu spät und überreif geerntet, ist der Zuckergehalt der Trauben zu hoch und es fehlt an Säure. Der Zeitpunkt der Weinlese hat einen bedeutenden Einfluss auf den schlussendlichen Geschmack eines Jahrgangs.

Neben der Vollreife wird auch die Aromareife geprüft. Dabei testet der Weinbauer die Beeren auf den Geschmack, die Schale und die Verholzung der Kerne, um den richtigen Erntezeitpunkt zu bestimmen.

Der zweite und dritte Lesegang

Im Gegensatz zur Maschinenlese, bei der alle Trauben geerntet werden, erfolgt bei der Handlese eine sorgfältige Auswahl. Unreife Trauben werden hängen gelassen, um nachzureifen. In vielen Weingütern folgt daher ein zweiter oder dritter Lesegang, um auch diese Trauben zu ernten. Diese Methode wird als „gestaffelte Lese“ bezeichnet.

Hitze kann gefährlich werden

Ein interessanter Aspekt der Weinlese ist, dass sie oft in den frühen Morgenstunden oder späten Nachmittagen stattfindet. In besonders warmen Gebieten wie etwa in Kalifornien oder Australien wird teils nachts bei Flutlicht gelesen, damit die Trauben möglichst kühl in den Keller geliefert werden. Der Grund dafür ist simpel: Hitze kann eine unerwünschte spontane Gärung der Trauben anregen und soll dadurch vermieden werden. Trauben werden in möglichst kleinen Körben gelesen, damit die Trauben nicht durch ihr Eigengewicht zerdrückt werden. Danach sollten die Körbe schnellstmöglich in den Keller kommen.

Was passiert danach?

Nach der Ernte startet im Weinkeller die eigentliche Vinifikation. Weißweine wie der Sauvignon Blanc oder Gewürztraminer werden häufig direkt gepresst, um ihre Frische zu bewahren. Bei Rotweinen hingegen, wie dem in Südtirol typischen Lagrein, lässt man die Trauben zunächst auf der Maische, damit sie ihre Farbe und ihre kräftigen Aromen entfalten können. Es folgen viele weitere Schritte, bis eine Traube schlussendlich ihren Weg in die Weinflasche findet.

Bei Orange Weinen hingegen werden weiße Trauben über einen längeren Zeitraum mit den Schalen mazeriert, wodurch der Wein ein komplexes und unverwechselbares Aromaprofil erhält.

Cheers 🍷